Worüber ärgern sich Hundehalter?



Liebe Gemeinden, Jäger, Polizisten, Radfahrer,
Walker, Jogger, Landwirte, besorgte Mütter und  –Hundehalter

weil es für uns – trotzdem und dennoch – das Schönste auf der Welt ist, mit einem Hund zu leben, wird es uns auch weiterhin geben. Wir zahlen auch brav unsere Hundesteuer und mosern nicht (wenn es auch nicht erklärbar ist, warum die für den zweiten und gar einen weiteren Hund sich verdoppelt oder verdreifacht). Wir zahlen mehr Miete, suchen länger als andere nach einer
geeigneten Wohnung, geben viel Geld für Versicherungen, Chippen, Impfungen und vor allem für die Erziehung aus und bemühen uns, es jedem und allen recht zu machen.

Gebt Hunden Auslaufchancen

Wir sind die, die sich für alles immerzu bei jedermann entschuldigen (manchmal allerdings ist das schon ganz schwer). Wo keine Tütchenspender vorhanden sind, nehmen wir unsere eigenen mit.
Schön wäre es, wenn es mehr Spender gäbe, denn auch wir treten nicht gerne in Häufchen. Das nächste Problem ist die Entsorgung. Liebe Gemeinden, es ist nicht angenehm, kilometerweit mit  einer vollen Tüte unterm Arm zu laufen, bis endlich eine Tonne die Entsorgung erlaubt. So weit das Häufchenproblem. Natürlich wissen wir, daß es nicht möglich ist, jeden Hund immer und überall frei laufen zu lassen. Aber wir wollen, daß jeder Hund die Chance dazu hat. Dafür aber brauchen wir Auslaufgebiete – nicht nur in den großen, sondern auch in den kleineren Städten. Wenn wir dann die Auskunft, rund ums Städtchen gebe es Land genug, erhalten, müssen wir dort auch die Hunde loslassen dürfen. Und: Es läßt sich doch anhand der Hundesteuer leicht errechnen, wie groß so ein Gebiet sein muß. Wo auf 500 Quadratmetern mehr als 50 Hunde „toben“ dürfen, sind Konflikte einfach vorprogrammiert.


Warum gleich so bedrohlich?

Wir wissen, daß die Jäger besorgt sind, die Bauern ihre Futterwiese ungern zerbuddelt und mit Haufen gespickt sehen, und wir sind sehr wohl bereit, auf Ersatzwege auszuweichen, wenn man mit uns spricht und uns nicht gleich bedroht. Niemand wird, noch bevor ein anderes Wort fällt, gerne wüst beschimpft, angepöbelt und mit einer Anzeige bzw. dem Gewehr bedroht. Auch wir Hundehalter nicht. Wir, die schweigende Mehrheit, lieben unsere Hunde, wir versuchen sie optimal zu erziehen und sind für jedes neue Hundeauslaufgebiet dankbar. Aber: Wir wohnen ja nicht direkt daneben. Warum müssen wir uns auf dem Weg dorthin (mit angeleintem oder bei Fuß gehenden Hund) von jedermann dumm anreden lassen?
Liebe Radfahrer, wir Hundehalter haben mehr Angst, daß unser Hund über den Haufen gefahren wird, als daß er sich an die Verfolgung macht. Doch Ihr seid nicht nur schneller, Ihr seid auch sehr leise. Und wenn Ihr von hinten angerast kommt, bemerken wir Euch oft zu spät. Wie wär’s, wenn Ihr klingeln würdet oder rufen? Dann gebt Ihr uns die Chance, zur Seite zu gehen und den Hund sitzen zu lassen. Schön wäre es, wenn auch Jogger und Walker, die sich von hinten nähern, Laut gäben. Und wenn Ihr von vorne kommt: Kostet es wirklich so viel Überwindung, das Tempo ein bißchen zu reduzieren? Wir können uns schließlich nicht in die Büsche schlagen. Zugegeben, viele von Euch bedanken sich oder rufen uns einen Gruß zu, während sie passieren. Aber genau wie bei den Hundehaltern gibt’s auch bei Euch schwarze Schafe, die dann für die Schlagzeilen sorgen. Die meisten unserer Hunde sind gut erzogen, aber manche sind erst auf dem Weg dazu. Ein bißchen mehr Toleranz wäre da angebracht, denn wer auch nach der dritten Entschuldigung beschimpft wird, der tut sich schwer mit dem harmonischen Miteinander. Auch wir finden es nicht gut, wenn ein Hund frei läuft, der im Wald oder auf Feldern nicht abrufbar ist. Aber wir finden es auch ungerecht, daß wir in vielen Gegenden gezwungen sind, den Hund permanent an der Leine zu führen, denn wir wissen, daß dies kein Probleme löst, sondern nur neue schafft.

Zugeständnisse von beiden Seiten

Viele von uns haben ihr ganzes Leben mit Hunden verbracht, haben bei der Anschaffung unseres letzten Hundes gezögert, wohl wissend, was auf uns zukommen würde. Aber wir haben uns für den Hund entschieden und alle Schwierigkeiten gemeistert. Eigentlich wären jetzt mal die „Anderen“ dran mit einem Zugeständnis. Aber auch wenn alles so bleibt, wenn wir weiterhin Steuerzahler, Versicherungsnehmer bleiben und sehr viel Geld rund um Gesundheit, Ernährung und Erziehung ausgeben – was sind all diese Schwierigkeiten gegen das alltägliche Glück, gegen die unzähligen kleinen Freuden und das Erlebnis, mit diesem einzigartigen Geschöpf zu leben. Warum holt Ihr Euch nicht auch einen Hund? Bestimmt wärt Ihr dann schnell überzeugt und könntet öfter mal herzlich lachen.

 

Im Namen der Mehrheit der Hundehalter

(Ursula Birr, Partner-Hund Ausgabe Nr.9 /September 2007)